Kernbohrungen
Sanierungsarbeiten am Mahnmal St. Nikolai in Hamburg
147,30 Meter ragt der Turm der St. Nikolai-Kirche in den Hamburger Himmel und ist damit der fünfthöchste Kirchturm der Welt. Wer sich dem Turm in der Altstadt am Nikolaifleet nähert, wird aber feststellen, dass das dazugehörige Kirchengebäude fehlt. Es wurde während der schweren Luftangriffe im Juli 1943 zerstört. Nur der Kirchturm überstand den sogenannten Feuersturm.
Das Mahnmal St. Nikolai wird derzeit saniert, um es als Wahrzeichen der Stadt und Mahnmal gegen Krieg und Vertreibung dauerhaft als Ruine zu erhalten und zu sichern. Nachdem sich 2011 Steine aus der Fassade des Kirchturm gelöst hatten und auf den Gehweg fielen, wurde der Turm als Notsicherungsmaßnahme zunächst auf der Westseite eingerüstet, um das Herabfallen weiterer Steine zu verhindern. Danach wurden Fördermittel zur Sanierung in Höhe von 14,2 Millionen Euro eingeworben und eine umfassende Kartierung aller Schäden am Turm durchgeführt.
Seit Oktober 2014 laufen die Sanierungsarbeiten. Zusammengerechnet müssen am Mahnmal bis 2017 über 9.000 Sandsteine gesetzt, 13.000 Ziegelsteine ausgetauscht und 35 Kilometer Fugen erneuert werden, wofür 28 Tonnen Mörtel benötigt werden. Für die Sanierungsarbeiten sind drei Jahre veranschlagt.
Um das Mauerwerk zusätzlich zu stabilisieren, werden an der Westseite des Turmes auf zwei Ebenen je zwei horizontale Seilanker eingebaut.
Ausgeschrieben für die Seilanker sind je zwei horizontal auszuführende Kernbohrungen mit einem Durchmesser von 180 mm und einer Bohrtiefe von ca. 17,00 Meter, in einer Arbeitshöhe von 36 Meter sowie einer Bohrtiefe von 20,00 Meter in einer Arbeitshöhe von 10 Meter. An die Genauigkeit der Bohrungen wurden vom Auftraggeber sehr hohe Anforderungen gestellt. Die Abweichung in der Horizontalen wie in der Vertikalen darf 25 cm nicht überschreiten. Ansonsten sind die Bohrungen ohne Durchhang herzustellen.
Wir erhielten den Auftrag für die Bohrungen. Auf Grund der günstigen Wetterlage konnten wir mit dem Einrichten der Baustelle Ende Januar beginnen. Das Einmessen der Bohrpunkte und der Bohranlage erfolgte mit Lasertechnik. Da der Kirchturm in den verschiedenen Arbeitshöhen unterschiedliche Mauervorsprünge und Pfeiler aufweist, mussten zunächst zwei Bezugsachsen außerhalb des Turmes eingemessen werden. Hierfür war es erforderlich, die bestehende Einrüstung entsprechend zu erweitern. Von den Bezugsachsen konnte nun die Bohranlage eingemessen und justiert werden.
Zum Einsatz kam ein hydraulisches Bohrgerät vom Typ HCCB-7S der Firma Tyrolit- Hydrostress sowie eine Schraubbohrkrone Ø 180 mm der Firma Hilti mit einer Gesamtlänge von 20 Meter.
Um das Gebäude nicht zu verunreinigen mussten die erheblichen Mengen an Spülwasser direkt an der Bohrkrone aufgefangen, in Behälter geleitet und gereinigt werden. Erst dann wurde das geklärte Wasser entsorgt.
Für jede Kernbohrung waren einschließlich für das Einrichten und Räumen der Baustelle vier Arbeitstage veranschlagt. Die ersten beiden Bohrungen in 36 Meter Arbeitshöhe hatten eine tatsächliche Bohrtiefe von 18,45 m. Ein Bohrkern auf gesamter Länge hatte ein Gewicht von ca. 740 Kg. Der Spülwasserbedarf je Bohrung lag bei ca. 5 m³.
Die Bohrtiefe der nächsten Bohrungen in 10 Meter Arbeitshöhe betrug 21,88 m. Alle Bohrungen konnten an 14 Arbeitstagen fertig gestellt werden. Die geforderte maximale Abweichung von 25 cm in horizontaler und in vertikaler Richtungen wurde mit 6- 9 cm deutlich unterschritten.
Der Kunde und der Auftraggeber waren mit der Präzision und der termingerechten Ausführung der Arbeiten sehr zufrieden.
Andreas Fabig
DBT-Service GmbH